Der Trauer Raum geben
Bis vor wenigen Jahrzehnten gab es auch in Deutschland noch die sogenannten "Klageweiber". Diese waren bei jeder Beisetzung anzutreffen und weinten und klagten, so sehr, dass alle Anwesenden mit einstimmen mussten.
Das hat sich geändert und Trauer findet bei uns eher im privaten Bereich statt und vielen Trauernden ist es unangenehm Gefühle zu zeigen. Leider! Lassen Sie Ihren Tränen freien Lauf, das befreit!
Auch ist es überhaupt nicht herzlos, wenn Sie nicht weinen. Jeder geht mit seiner eigenen Trauer anders um und es ist vollkommen egal, wie andere Menschen darauf reagieren. Wer es gut mit Ihnen meint, ist sowieso nur an Ihrem Wohl interessiert und wird versuchen Ihnen zu helfen - egal ob mit oder ohne Tränen.
Der Spaziergang
Ein Spaziergang an der frischen Luft ist nicht nur eine äußerst angenehme Abwechslung zu den eigenen vier Wänden, sondern auch einen Schritt weg von der traurigen Realität. Grübeleien bleiben zuhause und Sie kommen auf andere Gedanken. Bewegung stimuliert Herz und Hirn. Gehen Sie einfach los und entscheiden spontan, wo der Weg hinführen soll. Bei einem Spaziergang können Sie unbekannte Ecken Ihres Viertels kennenlernen oder Sie gehen gezielt in einen Wald. Lassen Sie sich nicht von schlechtem Wetter abschrecken - je nach Wetter verändert sich auch die Welt. Bewegung hat auf den Trauerprozess einen positiven Einfluss und Gesund ist diese obendrein. Gehen Sie spazieren, es wird Ihnen gut tun.
Die richtige Trauergruppe
finden
Was Trauernde fühlen, ist für Außenstehende oft nicht Nachvollziehbar. Manchmal erwartet das Umfeld sogar, dass von einem Schicksalsschlag betroffene Menschen schnell zur Normalität zurückkehren. Das müssen Sie nicht!
Manche Trauernde schließen sich einer Trauergruppe an. Hier treffen Sie auf Menschen, die ebenfalls geliebte Angehörige verloren haben und können sich hier über ihre Gefühle und Erfahrungen austauschen. Häufig fühlen sich Trauernde dann nicht mehr alleine mit ihrem Schmerz.
Wenn Sie nach einer Trauergruppe in Ihrer Nähe suchen, dann werden Sie im Internet schnell fündig. Suchen Sie sich eine Gruppe aus, die zu Ihnen passt, um die bestmögliche Unterstützung zu erhalten. Achten Sie darauf, dass Ihre Trauergruppe von einem qualifizierten Gruppenleiter betreut wird. Das kann ein Psychologe, ein Pädagoge oder Mediator sein. Wenn Sie sich in der Gruppe nicht wohlfühlen, dann suchen Sie sich einfach eine andere aus.
Gespräche mit ebenfalls von einem Trauerfall betroffenen Menschen, sind im Regelfall sehr hilfreich für die eigene Trauerbewältigung und so manches Mal entstehen sogar Freundschaften. Gerne berate ich Sie hierzu..
Das Alleinsein
Für manche Menschen ist ein Luxus, Zeit alleine zu verbringen. Nach einem Trauerfall, wird aber das Alleinsein häufig auch zu viel. Gedanken können zu Grübeleien werden und Stille wird zur Qual. Wenn Sie häufiger alleine zuhause sind, als Ihnen gut tut, dann sollten Sie dieses ändern. Brechen Sie mit ihrer Routine und gehen wieder unter Menschen oder sprechen Sie mit jemanden.
- Melden Sie sich telefonisch bei Freunden und Bekannten
- Machen Sie einen Spaziergang durch ihr Viertel
- Gehen Sie in den Supermarkt und kaufen nur immer Kleinigkeiten
- Besuchen Sie mit Freunde oder Bekannten ein Museum, eine Ausstellung oder einen Vortrag - gehen Sie raus vor die Tür
Es gibt viele Möglichkeiten, um weniger allein zu sein. Gehen Sie den kleinen Schritt. Es wird Ihnen guttun.
Positives erlauben
Es kommt häufig vor, dass der Schmerz über den Verlust eines geliebten Menschen, den Blick dafür versperrt, wie viel uns trotzdem noch geblieben ist.
Sie haben noch große Teile Ihrer Familie, Ihrer Freunde und ein sicheres und schönes Zuhause. Schärfen Sie wieder Ihren Blick dafür, dass es Ihnen - im Vergleich zu einer Mehrheit der Menschen auf der Welt - noch immer recht gut geht. Freuen Sie sich an Kleinigkeiten, wie dem ersten Kaffee am Morgen, ein Kompliment, ein schönes Essen im Kreise Ihrer Lieben oder über ein schönes Buch. Sie dürfen bitte nicht vergessen, dass es noch viel Positives im Leben gibt und auch in Zukunft geben wird.
Erinnern und lächeln
denken Sie doch heute einfach einmal an alle Verstorbenen, die Sie auf Ihrem bisherigen Lebensweg begleitet hatten. Wer fällt Ihnen dabei ein? Welche Menschen hatten für Sie einen besonderen Stellenwert? Wenn ein Leben länger zurückliegt, desto eher verblassen die Erinnerungen. Was würde Sie den Verstorbenen wohl sagen wollen, wenn Sie heute mit ihnen sprechen könnten? Es ist gar nicht so einfach, darauf eine spontane Antwort zu finden. Wir können unsere Verstorbenen nichts mehr fragen, wir können Sie nicht mehr anrufen und neue gemeinsame Erinnerungen können auch nicht gesammelt werden.
Aber wir können ab und zu an sie denken und wir können ihren Beitrag zu unserem Leben wertschätzen.
Denken Sie heute an Ihre Verstorbenen und schenken ihnen ein Lächeln. Das Lächeln wird erwidert werden.
Haben Sie Geduld
Trauern ist ein schmerzhafter Prozess und wie lange jemand trauert ist vollkommen unterschiedlich.
Der Fortschritt Ihrer Trauer bemisst sich nicht in Zeit, sondern an den Gegebenheiten des Alltags und am Schmerz, welcher spürbar in unterschiedlicher Stärke auftritt. Haben Sie weiterhin Geduld.
Es ist nicht voraussehbar, wann die Trauer nachlässt oder wann diese sogar ganz vorbei sein wird. Aber es wird der Tag kommen, an dem aus der Trauer das angenehme Gefühl der Erinnerung werden wird. Dann fällt es auch leichter zu lachen, wenn zurückgeblickt wird und die Traurigkeit schwindet. Gehen Sie weiter Ihren Weg durch die Trauer. Sie kommen jeden Tag ein Tag voran - selbst dann, wenn Sie diesen Schritt nicht bemerken.
Trauerjahr?
Es darf länger dauern
Aus dem Volksmund stammt die falsche Weisheit, das für Trauernde nach einem Jahr das Schlimmste überstanden sei.
Die Wirklichkeit fühlt sich jedoch ganz anders an.
Es wäre einfach, wenn nach einem Jahr für Trauernde und deren Umfeld alles wieder "normal" funktionieren würde. Diese Annahme wird einem schweren Verlust aber nicht gerecht und jeder Trauerverlauf ist unterschiedlich lang. Auch wenn wieder aktiv am Leben und am Alltag teilgenommen wird, heißt das nicht, dass die Trauer einfach so verschwunden ist.
Um den Trauerprozess abzuschließen muss nicht nur die Trauer selbst, sondern auch die Verstorbenen losgelassen werden und dieses kann mehrere Jahre dauern. Gerade der erste Todestag zeigt, das der Schmerz noch lange nicht überwunden ist und sich das Leben in ein Vorher und ein Nachher geteilt hat.
Aber eines Tages - egal wann - werden Trauernde wieder genug positive Erfahrungen in ihrem Leben danach gemacht haben und die Trauer tritt tatsächlich zurück. Doch das kann und darf deutlich länger dauern, als ein Jahr.
Der Umgang mit besonderen Tagen
Für Trauernde sind manche Tage im Jahr schwer zu ertragen,
dazu zählen Geburtstage, Jahrestage, Weihnachten und Silvester.
Während sich viele Menschen genau auf diese Tage freuen, werden die Trauernden daran erinnert, dass Jemand fehlt.
Gerade Geburt-- und Sterbetage sind besonders schwer. Der Mensch, welcher im Mittelpunkt stehen sollte, ist nicht mehr da.
Sehnsucht und Trauer brechen herein.
Wie können diese Tage erträglich werden?
Erinnern Sie vorher Familie und Freunde an diese Daten und die besondere Situation und versuchen Sie an diesen Tagen nicht alleine zu sein. Gesellschaft kann ablenken! Machen Sie an diesen Tagen etwas Besonderes und beziehen den geliebten Menschen mit ein so z.B. könnten Sie Freunde einladen und gemeinsam ein Glas Sekt zum Jahrestag trinken. Zünden Sie eine Kerze an und reden Sie darüber, wie Sie den Tag früher gemeinsam verbracht hatten. Besondere Tage bieten Ihnen die Möglichkeit, die besondere Verbindung wieder erneuern zu können. Nutzen Sie diese Chance, auch zur eigenen Trauerbewältigung.
Mal wieder verreisen?
In der allererster Trauerzeit hat fast niemand Lust in den Urlaub zu fahren. Doch wenn ein paar Wochen vergangen sind, kann ein Ortswechsel für Trauernde eine befreiende und positive Erfahrung sein. Eine Reise kann dabei helfen, dass veränderte Leben zu verstehen und das es für Sie noch Möglichkeiten offen hält.
Bitte erwarten Sie nicht, dass ein Urlaub alles schlagartig verändert, aber öffnen Sie sich für neue Eindrücke, ohne jedoch wieder "normal" funktionieren zu müssen. Nehmen Sie ein Foto als Andenken an die/den Verstorbenen mit, so können Sie Ihren geliebten Menschen mit in den Urlaub einbeziehen.
Eine Gruppenreise oder ein Urlaub mit einem vertrauten Menschen, kann sehr gut über Ihre Trauer hinweghelfen.
Machen Sie sich aber auch schon im Vorfeld der Reise klar, dass Sie der Alltag danach wieder einholen wird - dennoch ein Urlaub wird Ihnen sehr gut tun. Reisen Sie dorthin, wohin Sie schon immer reisen wollten.